Wein unter schneebedeckten Bergen.
Helmut O. Knall besuchte Winzer im Waadtland am Genfer See.
Wer kennt schon Wein vom Genfer See? Wer kennt Diolinoir, Gamaret, Garanoir, Plant du Rhin? Sagt Ihnen nichts, nun gut uns bis vor kurzem auch nicht.
Weinberge, Seen und im Hintergrund der Mont Blanc.
Ich gebe zu, diesen Artikel schreibe ich mit einem leichten Schmunzeln im Gesicht, weil ich mir vorstelle, wie manche unserer Leser jetzt reagieren, wenn ich hier über Wein aus der Schweiz schreibe. Nicht nur, weil er in Österreich so gut wie unerhältlich ist, sondern auch, weil vermutlich viele gar nicht wissen, dass es da überhaupt Wein gibt.
Ja vielleicht kennt der eine oder andere noch Daniel und Martha Gantenbein oder Irene Grünenfelder, weil sie internationale Preise erringen konnten, aber wo überall es bei unseren Nachbarn Wein gibt, welche Sorten und wie sie schmecken, wissen nur ganz wenige Weinliebhaber.
Und ich muss sagen, sie machen es uns auch nicht gerade leicht, die Eidgenossen. Erstens trinken sie das meiste selbst. Zweitens gibt es kaum vernünftige Informationen – so etwas wie unsere ÖWM sucht man hier vergebens. Und selbst, wenn man Kollegen oder Schweizer Winzer befragt, sind die Informationen enden wollend. Ich versuche es schon einige Jahre.
Da kam recht zufällig eine Einladung eines Schweizer Kollegen zur „Arvinis“, einer Weinmesse in Morges am Genfer See. So lernte ich einen kleinen Teil der Schweiz näher kennen.
Vaud oder Waadt.
Bizarre Burgen als Weingut.
Zwischen Genf und Lausanne und nördlich davon (vereinfacht gesagt) erstreckt sich das Waadtland (Pays de Vaud). Knappe 3.800 Hektar Wein gibt es hier, teilweise in Steillagen, die eher wie ein Klettergarten anmuten. Spannend sich damit zu beschäftigen, wenn auch nicht ganz einfach.
Alles französisch, deutsche oder englische Informationen gibt es kaum. Aber selbst mit französisch ist es nicht einfach, denn ich weiss zwar, dass Chasselas das Synonym für Gutedel ist, aber bei uns gibt es diese Sorte vielleicht ab und zu als Speisetraube oder in einem uralten Gemischten Satz, sonst eher nicht. Dann kenne ich natürlich noch die Pinot-Varianten, Gamay und Merlot, aber alle anderen Sorten, wie Diolinoir, Gamaret, Garanoir habe ich noch nie gehört. Ach ja, Plant du Rhin ist Silvaner, lerne ich noch.
Allerdings steht die Rebsorte oft gar nicht auf dem Etikett, weil es viele Subregionen mit Appelations-Bezeichnungen gibt. Seit kurzem gibt es auch eine Qualitäts-Vereinigung namens „Lauriers d’Or Terravin“, Weine die dieses rare Siegel tragen, kann man wirklich getrost bestellen.
Fahren Sie hin. Es lohnt sich.
Wein- Klettergärten über dem Genfer See.
Eine bizarre Landschaft, Weingärten hoch über dem Genfer See, dessen Sonnenspiegelung enorm wichtig ist, grossteils mit alten knorrigen Weinstöcken, schneebedeckte Berge bis zum Mont Blanc und Sorten, die man nicht kennt, das macht Spass. Und ich werde nicht enttäuscht, die Chasselas sind spannend, würzig, mineralisch und finessenreich, Gamay ist fruchtig und dichter, als man vermuten würde, Pinot Noir und Merlot sind hier extrem eigenständig und recht straff strukturiert.
Leider ist diese Seite nicht gross genug, um alle meine Eindrücke zu beschreiben, nur kurz: Ich fahre sicher wieder hin.
Wenn es Sie auch ein wenig interessiert: die nächste Arvinis ist vom 14.-19.April 2010.
Oder Sie besorgen sich das ausgezeichnete Buch „Die besten 400 Weingüter der Schweiz“ von Wolfgang Fassbender aus dem Orell Füssli Verlag.
Infos: Arvinis www.arvinis.com Lauriers d’Or Terravin www.terravin.ch
Verkostungsnotizen auf www.wine-times.com
© by Weinspitz_Helmut_Knall
last modified: 2009-08-10 18:16:56